Aktuelle Informationen zu den Ausstellungen und Veranstaltungen / 

Current information on the exhibitions and events: 

clubs-of-the-future-programm.html




English version see below


Wir sind sehr froh, dass wir am 8. und 17. August 2024 zu den ersten Ausstellungseröffnungen von 

CLUBS der ZUKUNFT einladen können.


CLUBS der ZUKUNFT nimmt gemeinschaftliche Räume weltweit, insbesondere Kulturhäuser in Europa und der DDR, als Ausgangspunkt und eröffnet einen Reflexionsraum zu aktuellen Projekten des Gemeinschaftlichen, des Commoning und der Reform. Das Projekt findet in einer Zeit des Wandels statt, in der kollaborative Praktiken, alternative Ökonomien, neue Netzwerke sowie gemeinsame zivile Räume und Gesellschaften neu erprobt und ausgehandelt werden.


Anlass für das Projekt war eine Recherche über die rund 1800 Kulturhäuser der DDR, von den zwei Drittel nach der Wende geschlossen wurden. Bis heute klafft hier eine Lücke, die gerade von rechten Gruppen ausgenutzt wird.


Die Ausstellungen im Kunstverein am Rosa-Luxemburg-Platz (8.-31.8.2024) und im Haus der Statistik (OTTO-Halle) (17.8.-15.9.2024), im Sommer/Herbst 2024 sind raum-zeitlich verschränkt und präsentieren eine erste Sammlung, die in Zukunft an weiteren Orten Osteuropas und der Welt fortlaufend ergänzt und gezeigt werden soll.


Mehrere Ebenen agieren parallel und spannen visuell-poetisch-diskursive Bögen zwischen unterschiedlichen Projekten. Dabei werden Bezüge zu historischen Kulturhäusern in Osteuropa hergestellt, so bei Andreas Fogarasis Projekt Kultur und Freizeit zu Kultur- und Bildungshäusern in Budapest und bei Enlightenment, Culture, Leisure: Houses of Culture in Czechoslovakia von Oskar Helcel & Martin Netočný.


Culture without a House – A Rose without Roots – Toward a History of Rosa’s House of Culture von Chto Delat reflektiert ihr eigenes, das Publikum aktiv einbeziehendes, von 2015–2022 bestehendes Projekt Rosa’s House of Culture in St. Petersburg, das sich auf die Kulturhäuser in den sozialistischen Ländern bezog.

In Kollaboration mit unterschiedlichsten Partner*innen präsentiert CLUBS der ZUKUNFT prototypische Workshop- oder Club-Formate, die einen verstetigten gemeinschaftlichen Rahmen für unterschiedlichste Anliegen und Interessen ermöglichen. Ziel der Veranstaltungen ist es, einen Raum zu schaffen, der nicht allein diskursiv erfasst werden kann. Dieser poetisch-ästhetische Frageraum steht in einem Spannungsverhältnis zu einem konkreten Möglichkeitsraum, den wir durch eine Reihe von Workshops entwickeln. 


Die Videoarbeit Greif zur Feder von Ina Wudtke bezieht sich konkret auf die Schreibzirkel in den Kulturhäusern der DDR. Ihre Installation Black Lives Audio Triptych / Part III / Hilarius Gilges legt Spuren der Geschichte Schwarzer Menschen in Deutschland frei und erinnert multidirektional an vergangene und gegenwärtige antirassistische Kämpfe.


In Andrea Pichls Installation Klub Zukunft werden eine Standard-Zweizimmerwohnung der DDR-Wohnungsbaureihe 70, eine Zweizimmerwohnung eines Plattenbaus der Co-op City in der Bronx in New York und eine Zweizimmerwohnung der Plattenbauten in Ballymun in einem Vorort von Dublin in Beziehung zueinander gesetzt.


Elske Rosenfelds Wandcollage In eigener Sache basiert auf Covern von Hobby- und Naturzeitschriften aus dem letzten Jahr der DDR, Auszügen aus Leserbriefen und Editorials aus den verwendeten Heften.


Henrike Naumanns Performance-Projekt Breath im Drama-Theater der westukrainischen Stadt Iwano-Frankiwsk setzt sich mit der Situation in einem im Kriegszustand begriffenen Land auseinander. Eine weitere Untersuchung zum Krieg und der Katastrophe bringt Dana Kavelina mit ihrer Videoarbeit Why There are no Monuments to Monuments ein.


Das Gemeinschaftliche als Thema von CLUBS der ZUKUNFT wird explizit vorgeführt bei Ming Wongs Videoarbeit KONTAKTHOPE, die einen „Tanztheater“-Workshop mit Kurator*innen und Künstler*innen dokumentiert, bei dem sie Tanzroutinen aus Pina Bauschs Kontakthof einübten.


In ihrem partizipativen Forschungsprojekt Resonanz – Postsozialistische Gruppenimprovisation entwickelte Anna Zett zusammen mit dem Performer und Choreograph Hermann Heisig ein offenes Spielformat für kleinere und größere Gruppen.


Berit Fischers Radical Empathy Lab ist ein fortlaufendes Sozial- und Forschungslabor für alternative und ganzheitliche Wissensproduktion, das relationales – im Gegensatz zu informativem – Lernen und das, was die brasilianische Theoretikerin Suely Rolnik den „wissenden Körper“ nennt, umfasst.


Für den weit gefassten Referenzrahmen stehen aktuelle Projekte wie Sajan Manis Wake-Up Calls for My Ancestors, bei dem er rassistische Praktiken dekonstruiert und koloniales Urheberrecht befragt. Abrie Fouries Installation MAPSA Bricks & Books bezieht sich direkt auf Modern Art Projects South Africa (MAPSA), ein Ort für zeitgenössische Kunst und Tonziegel-Herstellung in Richmond in der Karoo-Halbwüste. Ein anderes Rechercheformat ist der AAH Room (Apartheidera Art History Room) auf Salisbury Island, Durban an der University College for Blacks of Indian Origin von Sarat Maharaj, grafisch gestaltet von Ecke Bonk.


Ausgangspunkt für einen feministischen Lese-Club könnte die Videoarbeit It grew fur again, lost it, developed scales, lost them von Gitte Villesen sein. Sie widmet sich verschiedenen Formen von Empfindsamkeiten und der Science-Fiction-Literatur, u.a. der Autorinnen Suzette Haden Elgin und Octavia E. Butler.


Lokal in Berlin verankert ist der SATELLIT, ein Ort für Kunst und Kochen, Nachhaltigkeit und Begegnung im Barnimkiez am Volkspark Friedrichshain, an dem sich vielfältige Personen, Ideen und Geschichten versammeln. Genauso die MITKUNSTZENTRALE – als Teil der Initiativen und Projekte des Haus der Statistik / Haus der Materialisierung. Sie versteht sich zugleich als Atelier, Labor, Projektraum, Ausstellungsort und Diskussionsforum für die drängenden Fragen urbaner gesellschaftlicher Zukunft.


Insbesondere Gartenprojekte erscheinen zukunftsweisend:

Katya Gardea Brownes A Floating Garden & Exchange of Seeds verschränkt ihre künstlerische Arbeit mit dem Projekt Cuemanco Xochimilco in Mexico – mit der dortigen Vegetation, dem Anbau von Saatgut und der Nahrungsmittelproduktion –  und entwickelt bewegliche Strukturen und Biofilter auf einem großen Gewässer in einem nachhaltigen System.


Åsa Sonjasdotter & Mercè Torres Ràfols' The Kale Bed is so Called Because there is Always Kale in it folgt den Ereignissen während der Großen Hungersnot in Irland, die durch die Kartoffelfäule verursacht wurde. Die vorher verdrängten Grünkohl-Pflanzen lieferten außerhalb der bewirtschafteten Gartenflächen in Situationen extremer Knappheit wichtige Nährstoffe.


Ilia Dolgovs Compound Selves: The Cichlasoma Accident verbindet Laichtänze von Aquarienfischen mit katastrophalen Pflanzeninfektionen, hybriden Formen von leidenschaftlichem Wissen und intuitive Technologien.


Jasmina Al-Qaisi & Mikhail Lylovs Workshop mit Kindern Sharing Tomatoes with the Slugs erinnert uns an Erfahrungen mit informeller, kollektiver Pädagogik, die in Küchen, Gärten, auf der Straße, vor und hinter unseren Häusern, in nahegelegenen Wäldern und an Flussufern stattfand. Die materiellen Ergebnisse dieses Prozesses werden in der Ausstellung in Form einer Sammlung von visuellen Gedichten und einer Soundarbeit für eine Radioaktion präsentiert.




English version


We are delighted to be able to invite you to the first exhibition openings of CLUBS of the FUTURE.

CLUBS of the FUTURE departs from communal spaces in different parts of the world, in particular Houses of Culture across Europe and in the GDR, and opens up a space for reflection on current projects of collectivity, commoning and reform. The project takes place in a time of transition in which practices of collaboration, alternative economies, novel networks, shared civic spaces and societies are being renegotiated and put to the test. 


The project arose from research into the approximately 1,800 GDR Houses of Culture, two thirds of which were closed after reunification. This closure has created a gap that is being exploited especially by right-wing groups. 


The exhibitions on display at the Kunstverein am Rosa-Luxemburg-Platz and the Haus der Statistik (OTTO-Halle) in summer/autumn 2024 are spatio-temporally interlinked and present an initial collection that will be continuously expanded and shown at other locations in Eastern Europe and around the world.


Multiple levels run in parallel, spanning visual-poetic-discursive arcs between different projects. References are made to historical Houses of Culture in Eastern Europe, for example in Andreas Fogarasi's project Kultur und Freizeit (Culture and Leisure) on cultural and educational centres in Budapest and in Enlightenment, Culture, Leisure: Houses of Culture in Czechoslovakia by Oskar Helcel & Martin Netočný.


Culture without a House – A Rose without Roots – Toward a History of Rosa’s House of Culture by Chto Delat reflects on their own project Rosa’s House of Culture in St. Petersburg, staged from 2015–2022, which actively involved the public and related to the houses of culture in the socialist countries.


CLUBS of the FUTURE collaborates with many different partners in order to introduce prototypical workshop or club formats which offer a continuing community framework for a wide range of concerns and interests:


The video work Greif zur Feder (Grab a Pen) by Ina Wudtke refers specifically to the writing circles in the Houses of Culture of the GDR. Her installation Black Lives Audio Triptych / Part III / Hilarius Gilges exposes traces of the history of Black people in Germany and serves as a multidirectional reminder of past and present anti-racist struggles.


In Andrea Pichl's installation Klub Zukunft (Future Club), a standard two-room flat from the GDR’s housing series 70, a two-room flat from a prefabricated building in Co-op City in the Bronx, New York and a two-room flat from the prefabricated buildings in Ballymun in a suburb of Dublin are brought in relation to each other. 


Elske Rosenfeld's wall collage In eigener Sache (On Your Own Account) is based on covers of hobby and nature magazines from the last year of the GDR, along with excerpts from letters to the editor and editorials from the magazines used.


Henrike Naumann's performance project Breath at a drama theatre located in the western Ukrainian city of Ivano-Frankivsk deals with the situation prevailing in a country at war. A further examination of war and catastrophe is contributed by Dana Kavelina with her video work Why There are no Monuments to Monuments.


The communal as a central theme of CLUBS of the FUTURE is explicitly demonstrated in Ming Wong's video work KONTAKTHOPE, documenting a “dance theatre” workshop with curators and artists in which they rehearsed dance routines drawn from Pina Bausch’s Kontakthof.


In her participatory research project Resonance – Post-Socialist Group Improvisation, Anna Zett developed an open play format for smaller and larger groups together with the performer and choreographer Hermann Heisig.


Berit Fischer's Radical Empathy Lab is an ongoing social and research laboratory for alternative and holistic knowledge production that embraces relational – as opposed to informational – learning and what Brazilian theorist Suely Rolnik calls the “knowing body”.


Representing our broad referential framework are current projects such as Sajan Mani's Wake-Up Calls for My Ancestors, in which he deconstructs racist practices and questions colonial copyright. Abrie Fourie's installation MAPSA Bricks & Books refers directly to Modern Art Projects South Africa (MAPSA), a venue for contemporary art and the production of clay bricks located in Richmond in the Karoo semi-desert. Another research format is the AAH Room (Apartheidera Art History Room) on Salisbury Island, Durban at the University College for Blacks of Indian Origin by Sarat Maharaj, graphically designed by Ecke Bonk.


The starting point for a feminist reading club could be the video work It grew fur again, lost it, developed scales, lost them by Gitte Villesen.  It explores various forms of sensibility and science fiction literature, including that of authors Suzette Haden Elgin and Octavia E. Butler.


Locally anchored in Berlin is SATELLIT, a space conceived for art and cooking, sustainability and encounters in the Barnimkiez neighbourhood of Volkspark Friedrichshain, where many different people, ideas and stories come together. The same goes for the MITKUNSTZENTRALE – as part of the initiatives and projects of the Haus der Statistik / Haus der Materialisierung. It sees itself as a studio, laboratory, project space, exhibition venue and discussion forum for the pressing questions related to the future of an urban society.


Particularly garden projects appear future orientated:


Katya Gardea Browne's A Floating Garden & Exchange of Seeds interweaves her artistic work with the Cuemanco Xochimilco project in Mexico – with the vegetation there, the cultivation of seeds and food production – and develops movable structures and biofilters on a large body of water in a sustainable system.


Åsa Sonjasdotter & Mercè Torres Ràfols' The Kale Bed is so Called Because there is Always Kale in it traces the events of the Great Famine in Ireland, caused by the potato blight. In situations of extreme scarcity, the previously displaced kale plants had provided essential nutrients from outside the cultivated garden areas.


Ilia Dolgov's Compound Selves: The Cichlasoma Accident introduces an amalgamation of aquarium fish spawning dances, devastating plant infections, hybrid forms of passionate knowledge and intuitive technologies.


Jasmina Al-Qaisi & Mikhail Lylov's children’s workshop Sharing Tomatoes with the Slugs reminds us of experiences of the kinds of informal, collective pedagogy that would take place in kitchens, gardens, on the street, in front of and behind our houses, in nearby forests and on riverbanks. The material results of this process are featured in the exhibition in the form of a collection of visual poems and a sound work for a radio action.


The art exhibitions together with the programme of events, of which the current dates can be accessed on our website, generate an in-between space which, rather than being understood solely on the discursive level, constitutes a poetic-aesthetic space of inquiry in an interplay with a concrete space of possibility developed in a series of workshops.